Ernährung und Verhalten
Die Gemeine Flussmuschel ernährt sich von Plankton und feinsten organischen Schwebeteilchen (Detritus), die sie aus dem Wasser filtert. Die Muscheln sind mit dem vorderen Teil des Gehäuses in das Sediment des Baches oder Flusses eingegraben und die Ein- und Ausströmöffnungen am hinteren Teil des Gehäuses ragen in das Wasser. Mit Hilfe ihres Fußes kriechen die Tiere im Bachbett herum. Sie richten sich dabei in der Mitte des Bachs nach der Strömung (dem sogenannten Stromstrich) aus, an den Rändern oder in Buchten sitzen die Tiere meist quer zur Strömung.
Fortpflanzung und Wachstum
Die Gemeine Flussmuschel ist eine langlebige Art. Sie kann in Mitteleuropa teilweise über 30 Jahre alt werden, in Nordeuropa sogar bis 90 Jahre. Die Tiere werden mit drei bis vier Jahren und ca. 2-4 cm Gehäuselänge fortpflanzungsfähig.
Das Alter der Tiere kann an den jährlichen Zuwachsringen des Gehäuses abgelesen werden. Allerdings sind nur in den ersten Jahrzehnten noch neue Ringe auf dem Schnitt durch die Klappen des Gehäuses erkennbar.
Die Gemeine Flussmuschel ist getrenntgeschlechtig, Zwitter wie sie bei der Flussperlmuschel gelegentlich auftreten, sind noch nicht beobachtet worden. Die Weibchen strudeln zur Fortpflanzungszeit die Spermien der Männchen mit dem Atemwasser ein und die Eier werden befruchtet. Die reifen Eier der weiblichen Muscheln werden zwischen April und Juli - selten auch später - aus den Gonaden (Eierstöcken) des Fußes in die Marsupien (Kiemen-Bruträume) abgegeben. Es entwickeln sich kleine zweiklappige Muschellarven, die Glochidien, die in "Paketen" von der weiblichen Muschel ins Wasser ausgestoßen werden. In einem untersuchten Fall enthielten die nur wenige Kubikmillimeter kleinen Pakete jeweils etwa 1.000 Glochidien und während einer Fortpflanzungsperiode wurden für Unio crassus zwischen 1.000 und 56.000 Glochidien gezählt. Die Glochidien haben einen Durchmesser von etwa 0,2 mm, einen kurzen Haftfaden und an jeder Schalenklappe kleine Haken. Sie müssen sich innerhalb von 3-6 Tagen an einen geeigneten Wirtsfisch anheften und können nicht selbständig schwimmen, sondern werden von der Strömung bewegt. Während andere Teich- oder Flussmuschellarven sich auch außen am Fisch entwickeln, sitzen die Glochidien von Unio crassus hauptsächlich im Kiemenbereich der Fische, dies ist vermutlich auch dadurch bedingt, dass die Fische nach Glochidienpaketen schnappen und dabei immer auch einige der Glochidien mit dem Atemwasser an die Kiemen geraten. Die Wirtsfische sind von Gebiet zu Gebiet verschieden, in Frage kommen zum Beispiel Elritze, Groppe (Mühlkoppe), Dreistachliger Stichling, Döbel, Hasel und einige andere Fischarten.
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