Limax cinereoniger
Unio crassus
 
  Protokoll (2004)  
 
Protokoll des 5. Herbsttreffens des Arbeitskreises "Kartierung zum Schutz der Mollusken in NRW" am 11.09.2004.

Tagungsort:
Das Treffen fand in einem schönen Tagungsraum mit hervorragender Technik bei Karl-Heinz Beckmann in Ascheberg-Hebern statt. Alle Teilnehmer danken hiermit dem Veranstalter für die tolle Betreuung und das gute Essen.

Teilnehmer/Innen:
Am Arbeitstreffen haben folgende Mitarbeiter/Innen teilgenommen:
Dr. Heike Kappes (Köln), Martin Hecken (Bochum), Christoph Rückriem (Vreden), Dr. Eckhard Schröder (Bonn), Karl-Heinz Beckmann (Ascheberg- Herbern), Hajo Kobialka (Höxter), Rolf Kirch (Höxter), Michael Hölling (Dortmund), Henning Schwer (Bielefeld), Ralf Hanneforth (Schwerte), Gerit Bremer (Münster).

Folgende Mitarbeiter/Innen haben sich entschuldigt und allen Teilnehmern ein erfolgreiches Treffen gewünscht:
Armin Deutsch (Bielefeld), Klaus Korn (Sundern), Eckhard Möller (Herford), Heidi Rauers (Nettetal), Frank Sonnenburg (Wuppertal), Waltraud Schnell (Kerpen-Buir), Armin Dahl (Haan), Jens Wolf Sager (Bonn) Dr. Johannes Meßer (Duisburg), Dr. Klaus Stroscher (Lüdinghausen).

 
 
Das "Sitzungsprogramm" war ausgesprochen bunt und umfaßte folgende Beiträge:
1. Hajo Kobialka berichtete über den Fortschritt der Kartierungsarbeiten. Die Datenbank umfaßt mittlerweile 70.275 Datensätze. Inzwischen wurden 8052 Meldebögen „eingegeben“! Obwohl die Verteilung der Funddaten über die Fläche in Nordrhein-Westfalens (noch) höchst ungleichmäßig verteilt ist und für viele vorkommende Arten noch nicht ausreichend ist, um ein hinreichend scharfes Bild ihrer Verbreitung zu zeichnen, konnte doch in der vergangenen Kartierungs-Saison erreicht werden, fast flächendeckend mindestens dreißig Arten pro Topographische Karte nachzuweisen. Das Ziel über 50 Arten pro Topographische Karte nachzuweisen soll im Jahr 2005 erreicht werden, da die Veröffentlichung des vorläufigen Verbreitungsatlas auf der Ebene des Rasters der Topographischen Karten 1:25.000 für 2006 geplant ist. Eine zweite Veröffentlichung auf der Ebene der Quadranten ist für ca. 2012 geplant, insofern wir das Ziel über 30 Arten pro Quadrant erreicht haben. Wir haben also für die nächsten 8 Jahre noch jedes Wochenende was zu tun. Er betonte nochmals, das jeder der Daten meldet auch einen Zugriff auf die Daten unserer Datenbank hat und jederzeit entsprechende Auszüge anfordern kann.
2. Heike Kappes referierte über die Verbreitung von Malacolimax tenellus (O. F. MÜLLER 1774) in NRW. Untersucht wurden unterschiedlich stark vom Menschen beeinflußte Wälder in verschiedener Höhenlage. Malacolimax tenellus bevorzugt dabei naturnahe Bestände mit hohem Totholzvorrat. Außerdem gewinnt die Art mit zunehmender Meereshöhe an Dominanz in den jeweiligen Nacktschnecken-Gesellschaften und scheint erfreulicher Weise generell nicht so selten zu sein, wie bisher angenommen, Die Einstufung in der Kategorie 3 in der aktuellen Roten Liste NRW könnte also überdacht werden.
3. Karl-Heinz Bechmann berichtete über Erstnachweis von Zonitoides excavatus (ALDER 1830) in Nordrhein-Westfalen und die eigentümliche europäisch-atlantische Verbreitung dieser Art von Portugal über Nordspanien, Teile Frankreichs, die Britischen Inseln, Belgien und die Niederlande bis nach Nordwestdeutschland. Mittlerweile konnten vier Fundpunkte für diese Art in NRW in der Grenzregion zu Niedersachsen festgestellt werden!
4. Henning Schwer hielt einen Vortrag über Typen von regionalen Verbreitungsmustern unter den Landmollusken in Nordrhein-Westfalen. Hier zeigt sich, das die regionalen Areale der verschiedenen Arten sich gut zu Gruppen mit ähnlicher Gestalt sortieren lassen und das sich zwischen diesen Gruppen und den Arealen dieser Arten im europäischen Maßstab Zusammenhänge feststellen lassen.
5. Michael Hölling berichtete über seine Teilname in den letzten drei Jahren an Veranstaltungen zum Geo - Tag der Artenvielfalt. 2002 wurde in Bochum das Gelände der Zeche Hannover untersucht (Veranstalter: Uni Bochum), 2003 die Umgebung des Hofes Ramsbrock in der Senne bei Friederichsdorf (Veranstalter: Biol. Station Senne) und 2004 das Gelände der Zeche Hannover in Herne (Veranstalter: BUND Herne). Die Sammlungsergebnisse erbrachten zwar keine spektakulären Arten, sind aber insofern von Interesse, da diese drei Standorte im klassischen malakologischen "Suchbild" nicht vorkommen und normalerweise wohl kaum besammelt würden. Mein Tip: Im nächsten Jahr sollten sich die Arbeitskreismitglieder überlegen, sich landesweit an ähnlichen Aktionen zu beteiligen, es kämen mit Sicherheit etliche interessante Daten zusammen, außerdem wäre es eine gute Werbung für unser Anliegen im speziellen und die Malakologie im Allgemeinen. Infos gibt es unter www.Geo.de.
6. Martin Hecken präsentierte einen Fernsehbeitrag über Süßwassermuscheln in dem er als Protagonist mitwirkte, der am 09.12.2003 im WDR in der Lokalzeit Ruhr gesendet wurde.
7. 7. Henning Schwer stellte die Strothe-Wiesen bei Schlangen als einen neuen Fundort für die FFH-Art Vertigo angustior (DRAPARNAUD 1801) vor. Diese Art war in NRW aktuell bislang nur mit einem einzigen Fundpunkt im Münsterland ganz in der Nähe unseres Tagungsortes bekannt!
8. Hajo Kobialka berichtete über Arion fuscus/subfuscus. Innerhalb dieses Artkomplexes ist seit langen eine sehr große Variabilität in Bezug auf Körpergröße und Färbung/Zeichnung bekannt. Alles was bisher unter dem Namen Arion subfuscus benannt war, muss nach neueren Erkenntnissen in mindestens zwei Arten unterschieden werden. Die überwiegend aus NRW bekannten Tiere sind nach heutiger Auffassung Arion fuscus (O. F. Müller 1774) zuzuordnen. Arion fuscus ist – wie sich aktuell abzeichnet – wohl flächendeckend in NRW vorkommend. Anatomisch davon lässt sich überwiegend im Bergland von NRW auch Arion subfuscus-Komplex abtrennen, nachdem (PINCEEL et al. 2004: 23-38) uns dazu wichtige Hinweise und Anleitungen (Bestimmung nach Gonade) gegeben haben. Ob der Artname Arion subfuscus bestand haben kann, ist im Moment noch weiter zu recherchieren.
9. Henning Schwer nahm sich des Problems des Vorkommens von Pupilla bigranata (ROSSMÄSSLER 1839) in NRW an, und legte dar, das durch die unklare Erstbeschreibung dieses Taxons und seine konsequente Verwechselung und Vermengung mit Pupilla muscorum (LINNAEUS 1758) und Pupilla triplicata (STUDER1820) im nachfolgenden Schrifttum, es im Augenblick noch als unklar gelten muß, was unter diesem Namen zu verstehen ist und demnach natürlich auch die Frage nach der Verbreitung offen bleiben muß.

Obwohl für den Nachmittag eine Exkursion geplant war, wurde er für vielerlei fachliche Diskussionen und dem Erfahrungsaustausch "geopfert", auch die Durchsicht von mitgebrachtem Sammlungsmaterial und Nachbestimmungen nahmen einen großen Platz ein.
Hier sei nochmals angemerkt, das der Arbeitskreis nicht nur "fertigen" Malakologen offen steht, sondern seine Aufgabe auch darin sieht, Neueinsteigern Hilfestellung zu geben, die hiermit nochmals mit allem Nachdruck aufgefordert werden, dieses Angebot auch wahr zu nehmen!

Um Hajo Kobialka zu entlasten, übernehme ich ab jetzt die Nachbestimmung von Landgehäuseschnecken für Arbeistkreis-Mitglieder, hier noch mal meine Adresse:
Henning Schwer
Wittekindstr. 27
33615 Bielefeld
Tel.: 0521/56247824

Päckchen bitte vorher telefonisch ankündigen!

Für Einsteiger und auch zum Vertiefen schon vorhandener Kenntnisse ist übrigens geplant, in der Außenstelle des Westfälischen Museum für Naturkunde am Heiligen Meer einen Bestimmungskurs zu veranstalten. Interessenten sollten das Programm beachten (siehe Einladung und www.heiliges-meer.de).

Was auch zur Sprache kam, war der große Anteil an "Schläfern" unter den im Verteiler aufgeführten Leuten, deren Verwaltung für Hajo erheblichen Aufwand bedeutet, ohne das ein entsprechender Datenrückfluß stattfindet, es sei hier an seine Email vom 01.09.2004 erinnert.

Hier muß sich etwas ändern. Zum einen seien alle nochmals aufgefordert, vorhandene Daten zu melden und neue zu erheben, jeder Fund ist interessant und füllt Kenntnislücken! Außerdem sei nochmals darum gebeten, eventuell vorhandene Emailadressen an Hajo Kobialka weiter zu leiten, damit der Informationsaustausch möglichst vollständig, kostengünstig und zeitsparend über das „Kabel“ abgewickelt werden kann. Weiterhin wurde beschlossen, die Mitgliedschaft im Arbeitskreis nicht direkt an die Anzahl der gemeldeten Datensätze zu koppeln, jede der jetzt im Verteiler befindlichen Personen wird allerdings nachdrücklich gebeten, zumindest einmal im Jahr unaufgefordert Rückmeldung über das weiterhin bestehende Interesse an dem uns allseits verbindenden Vorhabens zu geben. Geschieht dies nicht, wird sie als Karteileiche betrachtet und aus dem Verteiler gestrichen.
Wir bitten um Verständnis.

Das nächste Treffen soll, um vermehrt "Einsteiger" anzusprechen und wieder einige faunistische Lücken zu füllen, wieder mehr im Freiland stattfinden und somit deutlichen Exkursionscharakter haben. Als Tagungsort ist Nümbrecht geplant (siehe Einladung).

Großen Raum in der Diskussion nahm auch die zukünftige Kooperation mit der LÖBF in Anspruch. Alle Anregungen wurden von Hajo Kobialka in den Entwurf eingearbeitet und an die LÖBF verschickt. Es wurde vereinbart, dass alle auf dem Treffen Anwesenden am zweiten Entwurf über E-Mail mitarbeiten und später darüber entscheiden.

Henning Schwer

Literatur
PINCEEL, J., K. JORDAENS, N. VAN HOUTTE, A. J. DE WINTER & T. BACKELJAU (2004): Molecular and morphological data reveal cryptic taxonomic diversity in the terrestrial slug complex Arion subfuscus/fuscus (Mollusca, Pulmonata, Arinidae) in continental north-west Europe. – Biological Journal of the Linnean Society, 83: 23-38. London.